Zur ältesten Geschichte von Neudorf

12.04.2024

Neudorf in der Herrschaft Hohenelbe war ein Vorgebirgsdorf im Tal zwischen Schwarzenberg und Spitzberg. Seit 1902 gehört dieses Dorf zur Gemeinde Schwarzenthal. Neudorf und Schwarzenthal bildeten eine Siedlungseinheit. Im Jahre 1564 entstand Schwarzenthal durch die Erhebung des "mittleren" Teils von Neudorf am Westufer des Silberbach von Eustachia von Gendorf zu einer Bergstadt, die Stadt Hohenelbe entstand 31 Jahre zuvor durch einen ähnlichen Mechanismus. Wie der heutige einheitliche Name vermuten lässt, war das gesamte Gebiet in der Vergangenheit vor allem vom Bergbau geprägt.

Von allen Gemeinden der ehemaligen Herrschaft Hohenelbe ist die Geschichte von Neudorf am wenigsten klar. Die erste sichere schriftliche Erwähnung des Dorfes stammt aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, was im Vergleich zu anderen Dörfern im Riesengebirge, relativ spät ist. In der Literatur wird die erste Erwähnung oft auf das Jahr 1489 datiert, was auf den Trutnov-Lehensmann-Tafeln zu finden sein soll, allerdings bezieht sich der entsprechende Eintrag nach Meinung des Autors auf ein anderes Neudorf. Die gleiche Meinung vertritt Špráchal [1].

Der Bergbau in der Umgebung von Schwarzenthal wird bereits Ende des 14. Jahrhunderts erwähnt, als in der Gegend wahrscheinlich Eisenerz für die Herren von Thurgau abgebaut wurde, ein ursprünglich aus Meissen stammendes Adelsgeschlecht, in dessen Besitz die ehemalige Herrschaft Arnau war. Es ist daher möglich, dass Neudorf zu dieser Zeit Teil der Herrschaft Arnau war. Später wurden hier auch Gold- und Silberminen angelegt, jedoch wurde im 17. Jahrhundert der Bergbau wieder eingestellt. In beiden Gemeinden ist jeweils nur ein Bergmann mit eigenem Haus in der Steuerrolle im Jahr 1654 aufgeführt. Südlich des Dorfes stand einst die Burg "Burghübel", die jedoch bereits 1534 als verlassen aufgeführt wird. Die Geschichte dieser Burg ist ebenso unklar wie die Geschichte von Neudorf selbst.

Das Dorf erwarb Christoph von Gendorf durch den Kauf der Herrschaft Hohenelbe im Jahr 1533. Bereits im folgenden Jahr erlangte Neudorf zusammen mit Langenau bedeutende Privilegien und Freiheiten, z. B. das Recht, Bier zu brauen und zu schenken, Handwerken zu betreiben und einen freien Wochenmarkt abzuhalten [2].

Mehreren Hinweisen zufolge kann man davon ausgehen, dass das Gebiet viel früher als im 16. Jahrhundert besiedelt, verlassen und anschließend wieder besiedelt wurde. Das ehemalige Dorf wurde möglicherweise von der Žižka Armee zerstört, diese Information ist jedoch nicht bestätigt. Als Gendorf 1552 den ersten Richter in Neudorf ernannte [3], heißt es in der entsprechenden Urkunde, dass das Dorf lange Zeit "öde und unbebaut" gewesen sei [4].

Im Jahr 1556 wurde in Neudorf die Kapelle "Gottes Hilf" errichtet, die zu Beginn des 17. Jahrhunderts zur Kirche St. Michael umgebaut wurde, und noch heute in Schwarzenthal steht. Die Kirche in Schwarzenthal war eine Filialkirche der Pfarrei Langenau. Bis hier eine eigene Kirche stand, war jeder Einwohner von Neudorf und Schwartzenthal verpflichtet, 2 Groschen und 2 Denare als Zehnten ("Decem") an den Pfarrer von Langenau zu zahlen. Nach dem Bau der Kirche gaben die Bewohner dem Pfarrer wöchentlich eines Schock Groschen, und bei Taufen oder Begräbnis verglich sich jeder "nach seinen Möglichkeiten" mit dem Pfarrer. Die Höhe dieser "freiwilligen" Gebühren könnte den an den Langenauer Pfarrer gezahlten Gebühren entsprechen: 6 Groschen für eine Trauung, für die Taufe 2 Groschen 2 Denare, ein Lehrerhonorar 4 Denare, für die Fürsprache für die Kranken 2 Denare, ein Denar für Beichte, für die Beichte der Kranken und die Kommunion 3 Groschen und für das Begräbnis 3 Groschen und 3 Denare [5]. Im Vergleich dazu betrug der Tageslohn eines Tagelöhners zu dieser Zeit nur ein paar Groschen. Einer der ersten Pfarrer der hiesigen Gemeinde könnte Pfarrer David Troschki aus Hirschberg gewesen sein, der im Jahr 1614 von Gabriel Magnus aus Falkenberg ein Haus und einen Garten in Neudorf kaufte. Leider wissen wir nicht, ob Gabriel Magnus auch Pfarrer war.

Laut der Untertanenliste nach Konfession gab es im Jahr 1651 in Schwarzenthal und Neudorf nur 6 Katholiken, die übrigen Einwohner waren ohne Hoffnung auf Konvertierung [6]. Dies könnte sich bereits im darauffolgenden Jahr geändert haben, denn im Bericht der Reformationskommission für 1652 heißt es, dass in diesem Jahr 2.360 Einwohner der Herrschaft zu der katholischen Konfession konvertiert seien, 24 noch nichtkatholisch seien, und 372 geflohen seien [5]. Die nominelle Liste der genannten 372 Flüchtlingsbewohner wird beispielsweise von Zahradník [7] genannt. Aus Neudorf stammten die Familien der Gärtner Georg Fink (3 Personen), Jeremias Ullrich (4), Lorenz Erben (7), Michael Römisch (7), Christoph Schubert (4) und der Knecht Tobias Öttell. In den Grundbüchern ist vermerkt, dass einige Flüchtlingshäuser später verkauft wurden und der ursprüngliche Eigentümer als "verlossen" vermerkt war. Allerdings wurden auch einige Besitzer, die in der genannten Liste nicht aufgeführt sind, auf diese Weise gekennzeichnet. Es ist daher möglich, dass mehr als die 372 in der Liste aufgeführten Personen aus der Herrschaft Hohenelbe geflohen sind.

In Schwarzenthal gab es bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts eine Schule, denn 1618 kaufte die Gemeinde Schwarzenthal von Caspar Ulrich ein Haus für den Schulunterricht, danach wurde dieses Gebäude 1639 von Merten Erben gekauft.

Konzentrieren wir uns nun auf die ältesten bekannten Bewohner beider Dörfer. Leider beginnen die Matriken für Neudorf und Schwarzenthal erst im Jahr 1716, bis zu diesem Zeitpunkt ist ein genaue Aussage problematisch. Einige Einträge sind jedoch in den Matriken von Hohenelbe, Langenau und Arnau zu finden. Die Ausnahme bildet ein Fragment der Geburtsmatrik in Schwarzenthal für die Jahre 1657-1662 [8]. Alles deutet darauf hin, dass die Kirchenbücher für den Bezirk der Filialkirche in Schwarzenthal getrennt geführt wurden und leider bis auf das erwähnte Fragment nicht erhalten sind. Mögliche Quellen für die genealogische Erforschung dieses Gebietes im 16. und 17. Jahrhundert sind daher die ab 1565 geführten Grundbücher, die Steuerrolle von 1654 und das Urbarium von 1624 und 1676.

Auf dem Bild sieht man deutlich die Grenze der Güter in Neudorf an den Hängen des Schwarzenberg, mehrere Güter befanden sich auch am gegenüberliegenden Hang des Spitzberg. Neudorf war ein typisches Lahndorf. Ursprünglich gab es in Neudorf fünfzehn landwirtschaftliche Güter. Zu den frühesten bekannten Gutbesitzern im 16. Jahrhundert gehörten Christoff und Jacob Keller, Jörg Ulrich, Lortz Jenichen, Jacob Ulrich, Lorentz Klem, Jörg Hüeber, Thomas Neel, Barthel Zentscher, Merten Benisch, Lortz Storm, Jacob Harttman, Jacob Patzolt, Matz Neel, Georg Ulrich und Jörg Hohendorff. Die Bürger von Schwarzenthal ("Berckleutt") kauften später zwei Güter, um sie in kleinere Gärten und Felder aufzuteilen [9]. Der wohl älteste bekannte Untertan in Neudorf ist der in der vorherigen Liste erwähnte Bauer Jörg Hüeber, dessen verwitwete Frau im Jahr 1546 das Erbgeld aus dem Gutverkauf an Thomas Klug aus Seifen verkaufte [10].

Während die Zahl der Güter im Laufe der Zeit konstant blieb (13), wuchs die Zahl der Gärtner, Häusler und Bürger relativ schnell. Dies geschah durch die Besetzung und Bebauung neuer Orte (Kauf oder Taxa von Obrigkeit), und von Zeit zu Zeit verkauften einige Bauern auch einen Teil ihres Guts für Neubauten. Wir glauben, dass die neue Siedlung hauptsächlich rund um den Fluss und in nördlicher Richtung entstanden ist. Im Jahr 1624 gab es in Neudorf 21 Gärtner, im Jahr 1676 waren es bereits 46 und 11 neu gebaute Häuser wurden später in das Urbar eingetragen. Im Jahr 1624 gab es in Schwarzenthal 31 Bürger, im Jahr 1676 waren es 41, und später wurden auch 11 neue Häuser in das Urbar eingetragen. Im Gegensatz zu den landwirtschaftlichen Gütern ist es in den Grundbüchern leider nicht möglich, eine genaue, vollständige und frühere Liste der Gärtner und Bürger zu erstellen, als sie im Urbar von 1624 angegeben ist. Laut dem Verzeichnis des ersten Grundbuchs für beide Gemeinden [11] konnten im Jahr 1600 jedoch 14 Gärtner in Neudorf leben. Es waren Georg Ulrich, Marcus Kün, Philip Finck, Georg Moller, Bartel Kleiner, Lortz Ottl, Merten Benisch, Thomas Groff, Valtz Harttmann, Thomas Jungling, Christoff Ulrich, Benisch Kün, Michel Erben und Jeorg Kleiner.

Im Kataster beider Gemeinden waren auch mehrere Gebirgsbauden im sogenannten Schwarzenthaler Gebirge aufgeführt, deren erste Erwähnungen auf das Ende des 17. Jahrhunderts zurückgehen. Der Autor wird sich in einem der folgenden Beiträge mit ihnen befassen. Zur weiteren Lektüre zur Geschichte beider Gemeinden empfehlen wir insbesondere die Bücher [12] und [13], viele interessante Informationen aus der Geschichte sind auch im Schwarzenthaler Bulletin ("Černodolský zpravodaj") veröffentlicht, dass der Leser auf der Website der Gemeinde finden kann [14].

Autor: Michal Šulc

Literatur und Bemerkungen:

[1] ŠPRÁCHAL, P., 2011: Příčiny zmínek zaniklého Purkhyblu v písemnostech 16. století, Hláska, 3, 2011, S. 39–42.

[2] Die Transkription des Urkundentextes vom 2. März 1534 finden Sie auf der Seite www.riesengebirgler.de (Geschichte / Langenau Privilegium).

[3] Leider hatte der Schreiber dieser Zeilen noch keine Gelegenheit, dieses Dokument zu studieren, sodass er den Namen dieses Richters noch nicht kennt. . Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass es Merthen Groeff war, der 1554 als Richter erwähnt wird (Archiv der Stadt Hohenelbe, Marktbuch 1550-1566, Buch 87, Folio 128). Darüber hinaus war es offenbar Jacob Patzolt, der 1564 das Gericht und die Mühle an Michel Ulrich verkaufte (der Richter in der Zeit von 1564 bis 1572). Weitere Richter in Neudorf in der frühesten Zeit waren Andres Ulrich (1573–1574), Caspar Lagl (1575–1592), Lortz Ulrich (1593–1598), Bartel Kleiner (1599–1618), Georg Groff (1619), Matthes Linck (1620-1626) und Georg Scharman (ab 1627). Der erste Richter in Schwarzenthal war höchstwahrscheinlich Adam Arloth.

[4] Czerweny, J., 1880: Geschichte der Schwarzenthaler Goldgruben in Riesengebirge, MVGDB XVIII, 210-229.

[5] KUHN, F. X., 2003: Das Riesengebirge Und Sein Vorland Zur Zeit Der Rekatholisierung. Ed. Garbsen: Eigenverlag Peter Schulz.

[6] MATUŠÍKOVÁ, L., KUKÁNKOVÁ, Z., ZAHRADNÍKOVÁ, M., 2017: Soupis poddaných podle víry z roku 1651 Hradecko-Bydžovsko. Národní archiv.

[7] ZAHRADNÍK, P., 2016: Rekatolizační praxe v lokální perspektivě. Praha. Disertační práce. Univerzita Karlova, Filozofická fakulta, Ústav českých dějin.

[8] Matrik der Pfarrei Niederlangenau, Sign. AS-2560, Staatsarchiv Leipzig.

[9] Im Jahr 1592 war es ein größeres Gut von Jacob Harttman (der Ort hieß damals "groß Gut"), und im Jahr 1600 war es das Gut des ursprünglichen Neudorf Gericht von Lorentz Ulrich ("kleines Gut", "alt Gericht"). In einer anderen Beschreibung befassen wir uns mit der Entwicklung des Eigentums an Gütern in Neudorf.

[10] Hohenelbe Gerichts Puch 1536-1553, Archiv der Stadt Hohenelbe, Archiv Trutnov, Inv. Nr. 95, Buch 86 (Zitation Folio 166).

[11] Schwarzenthaler Schöppenbuch Nro. 21 1565-1658, Inv. Nr. 48, Buch 126, Archiv Zámrsk.

[12] Horák, V., Reil, R., Zahradník, P., 2014: Černý Důl: ohlédnutí za historií s hornickou tradicí. Vyd. 1. Černý Důl: Městys Černý Důl. 199 S., ISBN 978-80-260-5609-6.

[13] ACHLEITNER, M. 1989: Ortsbuch von Schwarzenthal. Marktoberdorf: Heimatkreis Hohenelbe/Riesengebirge.

[14] www.cernydul.cz

[15] BARTOŠ, M., LOUDA, J., KLIMEŠ, P., 2012: Nejstarší obrazová mapa Krkonoš. Správa KRNAP. 60 s., ISBN 978-80-86418-92-6.