Die ersten Bauden-Leute in der Lahrbauden

05.04.2030

Im Beitrag, der den "ersten Baude-Leute" gewidmet ist, werde ich mich auf den Ort konzentrieren, der seit etwa Mitte des 18. Jahrhunderts als Lahrbauden bezeichnet wird. Sie liegen an dem Weg von Hohenelbe nach Wiesenbaude, also am ehemaligen Schlesischen Steig. Derzeit führen hier die rote Touristenroute und der Naturlehrpfad "Schlesischer Steig" durch. Der Wegabschnitt Füllenbauden-Lahrbauden heißt heute "Lahrbusch". Bisher wurde der gesamte Wald nördlich und westlich der Lokalität so genannt.

Im genannten Wegabschnitt befindet sich das Schwedenkreuz. Es sollte ein Denkmal für den schwedischen König Gustav II. Adolf werden, der an diesem Ort zu Mittag gegessen haben soll. Da dieser König das Riesengebirge nie besucht hat, ist die Version, dass es sich um ein Gedenken an die Ermordung eines schwedischen Soldaten durch die örtlichen Hochländer handelt, wahrscheinlicher [1]. Ob der Ort bereits während des Dreißigjährigen Krieges dauerhaft besiedelt war, ob es hier nur provisorische Unterkünfte für Holzfäller gab oder ob hier lediglich der Schlesische Weg durchführte, ist nicht bekannt.

Dass die erste bekannte Siedlung der Enklave mit dem Nachnamen Lahr (Laher, Laer) in Verbindung gebracht wird, dürfte wohl niemanden überraschen. Der Nachname ist fränkischen Ursprungs und leitet sich vom Begriff "gelári" ab, was "Gemach" oder "Zimmer" bedeutet. Die Wurzel des Wortes "lar" bedeutet im Althochdeutschen "Weide" oder "Holz". Der erste bekannte Träger dieses Nachnamens war angeblich der Ritter "Heinricus de lare" im Jahr 1215 [2]. Wie ich bereits an anderer Stelle ausführlicher dargelegt habe, sollten Überlegungen zur Herkunft der Bauden-Leute aus dem Hohenelbe-Gebirge mit großer Vorsicht einhergehen, und zwar nicht nur im Hinblick auf die Herkunft ihrer Nachnamen. Ihre übliche Einordnung als eine Gruppe von Holzfällern aus Kärnten, Tirol und der Steiermark, die das östliche Riesengebirge besiedelten, ist meiner Meinung nach möglicherweise nicht korrekt [3].

Das erste Vorkommen des Nachnamens Lahr in der Herrschaft Hohenelbe fand ich im Jahr 1626. In diesem Jahr lebten Matthes, Jacob und Helena Lahr in Hohenelbe. Mitte des 17. Jahrhunderts kam der Nachname neben der Stadt auch in Schmalzgruben und Langenau vor. Eine familiäre Verbindung zur Familie Lahr im Gebirge konnte ich allerdings nicht feststellen. In den ältesten Matriken der umliegenden Gemeinden (Marschendorf, Lauterwasser, Arnau, Ober Branna) erscheint der Nachname nicht.

Werfen wir nun einen Blick auf die ältesten schriftlichen Erwähnungen der Familie Lahr aus dem Gebirge und damit auch der Lahrbauden. Als erste schriftliche Erwähnung kann wohl der Eintrag in der ersten Hohenelber Matrik vom 23. April 1654 (Sign. 177-1, Fol. 41r, siehe Bild unten) gelten, der die Taufe von Maria, der Tochter von Georg und Margaretha Läer aus dem "Stattgebirg", vermerkt. Seit dem Jahr 1659 taucht die aus dem Gebirge stammende Familie Lahr recht häufig in den Hohenelbe-Matriken auf. 11 Jahre jünger als der oben erwähnte Matrik-Eintrag ist ein von Renner [4] ohne weitere Angaben zitiertes Dokument aus dem Jahr 1665, dessen Identifizierung mir bisher nicht gelang. Darin sind die von Hanß und Georg Lahr geschuldeten Zinsen sowie die Schulden der Witwe von Hanß Lahr (wie wir später sehen werden, war es Georgs Vater) aufgeführt. In der ersten Liste der Bauden-Leute der Herrschaft Hohenelbe im Urbar von 1676 werden Georg und Hanß Laer aufgeführt. Der erste Eintrag in den Grundbüchern des sogenannten Hohenelbe-Gebirges stammt aus dem Jahr 1671, die ersten dokumentierten Markttransaktionen mit dem Eigentum der Familie Lahr gehen jedoch auf das Jahr 1693 zurück.

Auf der Grundlage der oben genannten Archivquellen werde ich nun versuchen, die Entwicklung der Siedlung der Lahrbauden in den ersten etwa einhundertdreißig Jahren ihres bekannten Bestehens zu skizzieren. Der besseren Übersichtlichkeit wegen werde ich auf die Angabe exakter Archivalien verzichten, kann diese aber auf Anfrage gerne bereitstellen. Wie in anderen Fällen werde ich die Situation in dem Gebiet anhand einer Karte aus dem Jahr 1780 veranschaulichen, die ich zur besseren Lesbarkeit mit beschreibenden Zahlen in Rot versehen habe [5].

Der durch die Lahrbauden führende Weg teilte die Wiese in zwei etwa gleich große Teile. Auch im Urbar von 1676 weisen beide Lahrs die gleichen Zahlungen auf, wie wir auf dem Bild in der Galerie unter dem Artikel sehen können.

Der oberhalb des Wegs liegende Teil (später Nr. 39) ist im von uns beobachteten Zeitraum noch nicht in kleinere Teile zerlegt worden. Zunächst waren es vermutlich Georg Lahr und seine Frau Margaretha, die hier Landwirtschaft betrieben und im erwähnten Matrikeleintrag aus dem Jahr 1654 aufgeführt sind. Sie hatten neben der erwähnten Tochter Maria noch weitere Kinder, zumindest Susanna, Elisabeth und Hanß. Das genaue Todesdatum des ältesten bekannten Georg Lahr ist nicht bekannt, vermutlich ist sein Sohn Hanß jedoch bereits im Urbar von 1676 verzeichnet. Hanß war zweimal verheiratet. 1675 heiratete er Barbara Kahl aus Hackelsdorf und 1683 Susanna, die Tochter von Martin Hallman. Hanß Lahr starb um 1695, da in den Grundbüchern nur seine Frau Susanna ("die Alte Hanß Lahrin") erwähnt wird, die ihre Baude 1720 an ihren Sohn Anton verkaufte. Weitere Besitzer dieses Wiesenteils waren Anton Lahr der Jüngere (1750), Ferdinand Lahr (1770) und Christoph Hofman (1784).

Der Teil unter dem Weg (später Nr. 36, 37, 38 und 40) war zunächst vollständig im Besitz von Hanß Lahr. Wir kennen sein Verwandtschaftsverhältnis zu George nicht genau, aber es ist wahrscheinlich, dass sie Brüder waren. Auch die Frau von Hanß Lahr ist uns unbekannt, seine Kinder Georg und Marie konnten jedoch ausfindig gemacht werden und möglicherweise hatte er auch einen Sohn Hanß. Hanß Lahr dürfte um 1665 gestorben sein, denn seine Witwe wird in der oben erwähnten Urkunde aus dem Jahr 1665 erwähnt, leider nicht namentlich. Die Landwirtschaft in der Baude übernahm sein Sohn Georg, der 1659 Barbara Weiss aus Langenau heiratete und ab 1676 im Urbar verzeichnet ist. Bis 1686 wurden Georg und Barbara Lahr mindestens 9 Kinder geboren. Maria, eine hinterbliebene Tochter des Hanß, heiratete 1673 in Neudorf ein und arbeitete ebenfalls in der Sommerbaude auf den Bohnwiesen.

Im Jahr 1693 teilte Georg seine Wiese in drei Teile. Nachfolgende Transaktionen dieser Teile sind etwas unklar. Ein Drittel der Wiese, entsprechend Nr. 36 und 38, wurde von Sohn Georg gekauft. Im Jahr 1695 verkaufte er ihn jedoch an seinen Bruder Carl, der ihn dann im Jahr 1700 an seinen Bruder Hans weiterverkaufte. Von diesem Drittel trennte sich Nr. 36 vermutlich im Jahr 1716, als Hanß einen Teil seiner Wiese an seinen Neffen Gottfried Lahr den Jüngeren verkaufte. Zu den weiteren Besitzern der Nr. 38 zählten Gottfried Lahr (1727), Hanß Christoph Lahr (1754), Anton Thomas (1759) und Tobias Thomas (1771). Die Nr. 36 besaßen vermutlich auch Christian Schmidt (1720), Tobias Schmidt (?), Hanß Christoph Fries (1744) und David Breitter (1772).

Zwei Drittel der Wiese wurden 1693 von Hanß Lahr vom Vater Georg gekauft. Ein Drittes, das der späteren Nr. 37 entspricht, verkaufte er jedoch sofort an seinen Bruder Gottfried. Zu den weiteren Besitzern der Nr. 37 gehörten vermutlich Hanß Casper Lahr (1732), Hanß Christoph Lahr (?) und Martin Kraus (1783). Nr. 40 wurde weiter von Casper Breitter (1727), Anton Fischer (1759) und Anton Fischer dem Jüngeren (1788) bewirtschaftet. Die Eigentumsverhältnisse für den separaten kleinen Wiesenteil, der auf der Karte mit einem Fragezeichen markiert ist, konnte ich nicht eindeutig klären.

In dem Beitrag habe ich die bekannte Geschichte der Lahrbauden bis etwa in die 1780er Jahre erörtert. Seit 1784 taucht der Nachname Lahr bei den Besitzern einzelner Bauden im Ort nicht mehr auf. Zur neueren Geschichte kann ich dem Leser ein Buch über Pommerndorf und seine Teile [6] empfehlen. Über die Lebensgrundlage und den Alltag der Bauden-Bewohner wurde bereits seitenlang berichtet. Interessante archäologische Besichtigung inkl. einer Zusammenfassung der grundlegenden Aspekte des Lebens in den Bergen bietet Hartmanová [7]. Sollte der eine oder andere Leser Näheres über die Anfänge der Besiedlung der Lahrbauden oder über die Herkunft der Familie Lahr wissen oder erfahren wollen, bitte ich ihn höflich, sich bei mir zu melden.

Michal Šulc (Übersetzung mit großer Hilfe von Jürgen Stapf)

Literatur und Bemerkungen:

[1] KRNAP Verwaltung, 2014: Naučné stezky Krkonošského národního parku 1.

[2] Baublies, Endrik, 2019: Der Name Lahr ist fränkischen Ursprungs. Verfügbar unter https://www.bo.de/lokales/lahr/der-name-lahr-hat-einen-fraenkischen-ursprung [abgerufen am 18.3.2025].

[3] Das wohl einzige Mittel, das die Herkunft (nicht nur) der Bauden-Leute in Zukunft zuverlässig klären könnte, ist die genetische Genealogie. Sofern es hierzu bereits Ergebnisse gibt, sind diese vermutlich lediglich privater Natur.

[4] Renner, Wenzel, 2003: Beiträge und Urkundenabschriften zur Entstehung des Dorfes Niederhof und des anschließenden Gebirges im Bezirke Hohenelbe. Nachdruck 2014, Heimatkreis Hohenelbe/Riesengebirge, Marktoberdorf, S. 31.

[5] Karte des Gebiets Langenauische- und Hohenelbische-Gebirge. In: Virtuelle Kartensammlung Chartae-Antiquae.cz [online]. Zdiby: Forschungsinstitut für geodätische, topografische und kartografische Wissenschaften, v.v.i. [abgerufen am 18.3.2025]. Verfügbar unter https://www.chartae-antiquae.cz/cs/maps/47604.

[6] Erben, Pepi und Adolf, Hans, 2000: Die Riesengebirgsgemeinde Pommerndorf mit ihren Ortsteilen. Heimatkreis Hohenelbe/Riesengebirge e.V., Marktoberdorf.

[7] Hartmanová, Olga, 2005: Budní hospodářství v Krkonoších z pohledu archeologie. Památky archeologické, Praha: Archeologický ústav AV ČR 96, S. 165-204.